Tai Chi

Gesundheit & Prävention

Empfehlungen von Ärzten und Versicherungen

Chemotherapeutisch behandelte Krebspatientinnen profitieren von Tai Chi

Artikel vom 15.06.2011

Dr. Stephanie Reid-Arndt von der Universität von Missouri in Columbia hat Hinweise auf den Nutzen der chinesischen Kombination aus Meditation, ganzheitlicher Gesundheitsübung und innerer Kampfkunst in einer Pilotstudie mit Krebspatientinnen überprüft.

Sie nahmen über zehn Wochen zweimal pro Woche an jeweils 60-minütigen Tai-Chi-Übungen teil (Compl Ther Clin Pract online, 12. März).

Tai-Chi kann Stürze älterer Menschen verhindern

Artikel vom 27.07.2017

Jaén/Spanien – Tai-Chi, die chinesische Kampfkunst, die sich zum Gymnastikersatz für bewegungsarme Menschen in westlichen Ländern entwickelt, kann älteren Menschen helfen, folgenreiche Stürze im Alltag zu vermeiden. Zu diesem Schluss kommt eine Meta-Analyse im Journal of the American Geriatrics Society (2017; doi: 10.1111/jgs.15008).

Es gibt verschiedene Gründe, warum Tai-Chi älteren Menschen helfen könnte. Die langsamen Bewegungen verbessern die Flexibilität von Muskeln und Gelenken. Die vermehrte Achtsamkeit für die Körperhaltung fördern die Körperbalance. Auch eine vermehrte Gelassenheit im Alltag könnte Senioren helfen, in hektischen Situationen das Gleichgewicht zu bewahren und Stürze zu vermeiden. Stürze, die im Alter häufig zu Verletzungen führen und nicht selten eine Pflegebedürftigkeit zur Folge haben.

Tai Chi verbessert Kraft und Balance von alten Menschen

Artikel vom 29.06.2005

NEU-ISENBURG (ug). Tai Chi mit seinen langsamen Bewegungen ist für alte Menschen ideal: Es ist wenig intensiv, verbessert aber die Muskelkraft an Knie und Fußgelenken, die Balance und die Konzentration. Das hat jetzt wieder eine Studie aus Südkorea gezeigt (Journal of Advanced Nursing 51 (2), 2005, 150).

Von 59 Altenheim-Bewohner, durchschnittlich 78 Jahre alt, nahmen 29 zwölf Wochen lang dreimal wöchentlich an Tai-Chi-Klassen teil. Die 30 wurden nicht trainiert. Vor und nach der Studie wurden Muskelkraft und Balance geprüft sowie die Sicherheit, Stürze vermeiden zu können.

Die alten Menschen, die Tai Chi gemacht hatten, waren hinterher deutlich fitter als vorher und als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. Die Zahl der Stürze konnte reduziert werden: Im Jahr vor der Studie waren 66 Prozent der alten Menschen gestürzt, im fünfmonatigen Studienzeitraum stürzten nur noch 31 Prozent der Trainings-, aber 50 Prozent der Kontrollgruppe.

Wie sich Stürze im Alter am besten verhindern lassen

Artikel vom 15.02.2019

Sydney – Jeder dritte Mensch über 65 Jahre erleidet mindestens einmal im Jahr einen Sturz, der Knochenbrüche, lange Klinikaufenthalte und im Fall vom Komplikationen auch den Tod zur Folge haben kann. Senioren, die sich regelmäßig bewegen, sind laut einer Metaanalyse in den Cochrane Database of Systematic Reviews (2019; 1: CD012424) weniger gefährdet. Dabei kommt es weniger auf kräftige Muskeln an als auf die Beweglichkeit und das Training des Gleichgewichtssinns.

Insgesamt 108 kontrollierte Studien aus 25 Ländern hat Catherine Sherrington von der University of Sydney School of Medicine in medizinischen Datenbanken ausfindig gemacht. Dort waren 23.407 Senioren im Alter von durchschnittlich 76 Jahren (darunter 77 % Frauen) auf sportliche Übungen oder eine Kontrollgruppe randomisiert worden. 

Die Studien kamen überwiegend zu dem Ergebnis, dass sportliche Aktivitäten die Senioren vor Stürzen schützen können. Sherrington ermittelt eine Rate Ratio von 0,77, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,71 bis 0,83 signifikant war. 

Sport senkte das Sturzrisiko demnach um etwa ein Viertel. Unter 1.000 Senioren, die keinen Sport trieben, kam es im Verlauf eines Jahres zu 850 Stürzen. In den Sportgruppen waren es 195 (144-246) Stürze weniger.

Auch bei der Zahl der Senioren, die stürzten, gab es einen Rückgang um 15 % (Risk Ratio 0,85; 0,81-0,89). In den Kontrollgruppen stürzten 480 von 1.000 Personen im Verlauf eines Jahres. In den Sportgruppen stürzten 72 (52-91) Personen weniger.

Weniger Stürze bedeuten weniger Knochenbrüche. Auch wenn hier der Zusammenhang nicht so eindeutig war, was auch an der geringeren Fallzahl gelegen haben dürfte. Sherrington ermittelt eine Risk Ratio von 0,73 (0,56-0,95) für die Stürze und eine Risk Ratio von 0,61 (0,47-0,79) für die Gestürzten.

Die Senioren stürzen in der Regel nicht, weil die Muskeln versagen, sondern weil sie das Gleichgewicht verlieren. Für ein Krafttraining war deshalb keine protektive Wirkung nachweisbar, wohl aber für ein Training von Gleichgewicht und Beweglichkeit. Die Rate Ratio betrug 0,76 (0,70-0,81) für die Zahl der Stürze und 0,87 (0,82-0,91) für die Zahl der Gestürzten.

Als einziges spezifisches Training heben die Forscher Tai Chi hervor. Die chinesische Bewegungslehre trainiert sowohl Gleichgewicht und Beweglichkeit. Die Rate Ratio von 0,81 (0,67-0,99) spricht dafür, Senioren zu einem Kurs zu raten, zumal die Schwelle an „Sportlichkeit“ eher gering ist. © rme/aerzteblatt.de

Wenn Bäume zum Wellness-Mekka werden

Artikel vom 12.04.2019

Erst kam das Yoga, dann folgten Achtsamkeits-Apps – nun soll uns das „Waldbaden“ helfen, wieder zu uns selbst zu finden. In Japan ist das „Shinrin-Yoku“ schon deutlich weiter. Über die Entdeckung des Waldes als Therapie-Ort.

WEBERSTEDT/MÜNCHEN. Als Erstes tönt ein Rauschen aus den Baumwipfeln. Trockene Blätter, die im Wind knistern. Vögel, die tschilpen, trillern, glucksen: Wer im Wald einmal zehn Minuten still ist, hört ein lebendiges musikalisches Wirrwarr.

Gerade hat der Waldführer Jürgen Dawo seine Kursteilnehmer im Thüringer Nationalpark Hainich aufgefordert, sich einen Baum auszusuchen und sich zehn Minuten dort anzulehnen. Die Teilnehmer sollen der Stille lauschen – einer Stille, die eigentlich gar keine ist.

Danach können sie sich beim Baum für die Stütze bedanken, seinen Stamm streicheln oder klopfen, wie Dawo sagt. Was er und seine Begleiter da machen, nennt sich Waldbaden: ein langsamer Spaziergang durch den Wald mit diversen Achtsamkeitsübungen.

Dawo möchte, dass die Gruppe mit allen Sinnen wahrnimmt, was sie zwischen den Bäumen erlebt. Denn der Wald, den Dawo auch gerne „Dr. Wald“ nennt, hat für ihn eine Heilkraft. Und mit dieser Sicht ist er nicht alleine.

Hype um Waldtherapie kommt aus Japan

Es gibt momentan einen Hype um das Thema Waldtherapie, wie die medizinische Klimatologin Angela Schuh sagt. In Zeiten, in denen sich einer repräsentativen Studie zufolge jeder Zweite in Deutschland von Burnout bedroht fühlt und die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme steigt, ist die Beliebtheit solcher Angebote nicht verwunderlich.

Professorin Schuh forscht mit einer Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Public Health der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zum Thema Waldtherapie. Die Universität bietet neuerdings in einem Ärztezentrum Weiterbildungen zum „Waldgesundheitstrainer“ an. Eine Ausbildung zum Waldtherapeuten für Menschen mit medizinischer Berufsausbildung soll folgen.

In Japan ist Waldbaden, das „Shinrin-Yoku“, schon lange eine gängige Therapieform. In Deutschland entwickelt sich gerade eine kleine Industrie um die Methode. Was Dawo im Nordwesten Thüringens anbietet, gibt es inzwischen auch am Taunus, auf Usedom oder im Schwarzwald.

In Hessen gibt es sogar eine „Deutsche Akademie für Waldbaden“. In Bayern will der Bayerische Heilbäder-Verband (BHV) Kur- und Heilwälder einrichten. Einen solchen gibt es schon auf der Ostsee-Insel Usedom im Seebad Heringsdorf. In Thüringen am Rande des Hainich können Menschen in einem Waldresort nicht nur Waldbaden, sondern sich in der Sauna, bei der Meditation oder dem Kräutersammeln entspannen.

Feuchte Luft, milde Temperaturen, unendliche Grün-Schattierungen: Dass sich der Wald positiv auf die Sinne auswirkt, ist wissenschaftlich erwiesen. „Verlässlichen Studien zufolge kann man davon ausgehen, dass das Waldbaden Stress reduziert und die Erholung fördert“, sagt Schuh.

Was macht das Walderlebnis mit dem Körper?

Einer Studie der US-amerikanischen Universität Michigan zufolge reichen schon 20 bis 30 Minuten in einer Umgebung, die einem ein Gefühl von Natur vermittelt, um den Cortisolspiegel im Körper zu senken. Gesicherte medizinische Erkenntnisse, die darüber hinausgehen, fehlen aber bisher weitgehend. Schuh will sie sammeln.

In Thüringen sollen die Waldbader in Deutschlands größtem zusammenhängenden Laubwaldgebiet schauen, was rechts und links um sie herum so passiert. „Tut so, als wärt ihr noch nie im Wald gewesen“, rät Waldführer Dawo. In den kommenden zwei Stunden werden die Kursteilnehmer nicht nur Baumstämme streicheln, sondern auch Verwurzelungsübungen machen, Bärlauch und Scharbockskraut essen und im Gehen meditieren.

Fühlen sie sich danach schon entspannter? Ganz so leicht gehe es nicht, sagt ein Teilnehmer, der als Geschäftsführer eines Modeunternehmens arbeitet. Das Runterkommen sei eine Arbeit an vielen Baustellen, die Auszeit im Wald aber ein Anfang.

Und allein im Wald?

Warum aber braucht man jemanden, der einen an die Hand nimmt und geht nicht einfach alleine im Wald spazieren? „Man kann durchaus die positiven Effekte des Waldklimas bei einem Spaziergang allein auf sich wirken lassen“, sagt Schuh.

„Wald-Gesundheitstrainer oder Waldtherapeuten erklären aber alles und leiten vor allem die Menschen zu den entsprechenden Übungen, die während des Waldbadens vorgenommen werden – wie Tai Chi oder Achtsamkeitsübungen – an.“ Oder, wie Dawo es formuliert: „Wir haben verlernt, mit unseren Sinnen wahrzunehmen, was um uns herum in der Natur passiert.“ (dpa)

Opioide bei chronischen Nichtkrebs-Schmerzen nur begrenzt wirksam

Artikel vom 20.12.2018

Hamilton/Ontario – Die Effektivität von Opiaten in der Schmerztherapie wird von vielen Ärzten überschätzt. Bei Patienten mit chronischen Schmerzen, die nicht durch Krebserkrankungen ausgelöst werden, kommt es laut einer Metaanalyse im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2018; 320: 2448-2460) nur zu einer geringen Linderung der Schmerzen und einer leichten Verbesserung der körperlichen Lebensqualität.

In den USA soll es derzeit 11 bis 12 Millionen Opiatsüchtige geben. Viele haben ihre ersten „Drogenerfahrungen“ durch ein Schmerzmittelrezept gemacht, das ihnen der Arzt ausgestellt hat. Die Ausweitung der Indikation der suchterzeugenden Morphin­derivate, die lange Zeit für Krebspatienten reserviert waren, auf andere Schmerz­patienten, gilt als wichtige Ursache der derzeitigen Opioidkrise.

Das Problem besteht darin, dass Opioide häufig für Schmerzerkrankungen verordnet werden, bei denen die Wirkung gering ist. Dies sind vor allem Patienten mit chronischen Schmerzen, die nicht durch eine Krebserkrankung ausgelöst werden.

Ein Team um Jason Busse von der Michael G. DeGroote School of Medicine in Hamilton/Ontario hat in einer Metaanalyse die Ergebnisse aus 96 randomisierten klinischen Studien mit 26.169 Schmerzpatienten zusammengefasst.

Ergebnis: Die Opioide zeigten einzig auf die Schmerzintensität und die körperlichen Funktionen als Bestandteil der Lebensqualität eine signifikante Wirkung. Die Vorteile gegenüber Placebo waren jedoch gering. Bei der Schmerzintensität betrug der Unterschied nur 0,69 cm von 10 cm auf einer visuellen Analogskala. Einen Vorteil von 1 cm, der als klinisch relevant eingestuft wird, erreichten nur 11,9 % der Patienten (95-%-Konfidenzintervall 9,7 bis 14,1 %). Das bedeutet, dass nur etwa jeder achte Patient eine bessere Schmerzlinderung erfuhr als unter einem Placebo.

Bei der körperlichen Funktion, die über den Fragebogen SF-36 zur Lebensqualität ermittelt wird, betrug der Vorteil gegenüber Placebo nur 2,04 von insgesamt 100 Punkten. Eine Verbesserung um 5 Punkte, die als klinisch relevant eingestuft wird, erreichten nur 8,5 % der Patienten (5,9 bis 11,2 %). Nur jeder elfte Patient erzielte damit eine Verbesserung der körperlichen Funktion. Für die anderen Komponenten der Lebensqualität wie emotionale Funktion, Rollenfunktion oder soziale Funktion wurden in den Studien keine signifikanten Vorteile durch Opioide gefunden.

Wie erwartet steigerten die Opioide die Zahl der Patienten, bei denen es zum Erbrechen kam, von 2,3 % in der Placebo-Gruppe auf 5,9 % in der Opioid-Gruppe.

Für den Editorialisten Michael Ashburn vom Penn Pain Medicine Center in Philadelphia zeigen die Ergebnisse, dass die meisten Nichtkrebs-Patienten, denen Opioide zur Behandlung von chronischen Schmerzen verschrieben werden, von diesen Medikamenten nicht profitieren. Viele Ärzte würden möglicherweise auf die fehlende Wirkung mit einer Dosissteigerung reagieren, anstatt die Verwendung des Arzneimittels zu überdenken.

Ein Grund für die häufige Verordnung könnte nach Einschätzung von Ashburn eine gewisse Bequemlichkeit der Therapeuten sein. Ein Opioidrezept auszustellen, dauere nur wenige Minuten. Für die Beratung zu anderen nichtmedikamentösen Methoden der Schmerzlinderung wie Physiotherapie, kognitive Verhaltenstherapie, achtsame Meditation, Yoga oder Tai Chi nähmen sich viele Ärzte offenbar nicht die Zeit, kritisiert Ashburn. © rme/aerzteblatt.de

Macht Sport so glücklich wie Geld?

Artikel vom 16.08.2018

Wer moderat Sport treibt, ist seltener unglücklich und kann damit offenbar Gehaltseinbußen von rund 22.000 Euro jährlich emotional kompensieren, so eine US-Analyse. Die Daten lassen sich aber auch anders interpretieren.

Don’t worry – be happy! Gerade arbeitslos geworden, das Gehalt gekürzt, die Börse abgestürzt? Alles halb so schlimm! Einfach regelmäßig ein paar Runden um den Block rennen, und schon fühlt man sich so gut wie zuvor. Das legen zumindest britische und US-amerikanische Forscher um Dr. Samimi Chekroud von der Universität in Oxford nahe (Lancet Psychiatry 2018, online 8. August). Menschen, die regelmäßig Sport treiben – vor allem Mannschaftssport –, fühlen sich psychisch so gesund wie Zeitgenossen, die auf Sport verzichten, dafür aber 25.000 US-Dollar( 22.000 Euro) mehr im Jahr verdienen.

Dies widerlegt zum einen die Annahme, dass Geld nicht glücklich macht, zum anderen könnte man auf die Idee kommen, Menschen in Phasen persönlicher oder wirtschaftlicher Depression einfach zu empfehlen: Bewegt Euch mehr, dann geht es Euch wieder gut!

Allerdings ist dieses Rezept wohl zu simpel. Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und psychischem Wohlbefinden dürfte doch etwas komplexer sein, als es die Resultate der bislang größten Querschnittstudie dazu nahelegen. So lassen sich kausale Bezüge aus solchen Studien kaum ableiten. Wer psychisch angeschlagen ist, treibt schlicht keinen Sport. Auch das wäre eine Erklärung.

Immerhin liefert die Auswertung des „Prevention Behavioral Risk Factors Surveillance System Survey“ mit Angaben zu mehr als 1,2 Millionen US-Bürgern einen gigantischen Datensatz. Damit lässt sich der Zusammenhang zwischen Sport und psychischer Gesundheit zwar nicht erklären, aber immerhin genauer spezifizieren.

Körperlich Aktive 1,5 Tage weniger schlecht drauf

US-Bürger aus 50 Staaten waren dabei in den Jahren 2011 bis 2015 per Telefon zu ihrem physischen und psychischen Gesundheitszustand befragt worden, unter anderem nach Depressionsdiagnosen. Die für die Auswertung relevante Kernfrage lautete: „Wie oft haben Sie sich in den vergangenen 30 Tagen psychisch nicht wohlgefühlt, etwa aufgrund von Stress, Depressionen oder emotionalen Problemen?“

Eine weitere Frage zielte auf die körperliche Freizeitaktivität im vergangenen Monat. Die Teilnehmer sollten anhand einer Liste von 75 Tätigkeiten angeben, welcher sie wie häufig nachgegangen waren.

Wie sich zeigte, gaben absolute Couch Potatoes etwas mehr als vier psychisch miese Tage im Monat an, solche, die regelmäßig Sport trieben, etwas weniger als drei Tage. Unterm Strich waren letztgenannte 1,5 Tage im Monat weniger schlecht gestimmt, wenn körperliche Leiden und sozioökonomische Faktoren in einer Propensity-Score-Analyse berücksichtigt wurden.

Anders herum betrachtet, war die Zahl der miesen Tage bei Bewegungsmuffeln damit um rund 50 Prozent erhöht. Am deutlichsten zeigte sich der Effekt bei einer durchschnittlichen Dauer von 30–60 Minuten pro Aktivität. Wer länger und intensiver Sport trieb, hatte danach keinen zusätzlichen affektiven Vorteil, hier pendelte sich die Zahl der schlecht gestimmten Tage bei etwa drei im Monat ein.

Eine U-Kurve fanden die Forscher hingegen, wenn sie die Zahl der körperlichen Aktivitäten pro Monat gegen das psychische Unwohlsein auftrugen: Am besten ging es Befragten, die 12- bis 22-mal im Monat aktiv waren, dagegen war die Stimmung bei täglich Sporttreibenden genauso mies wie bei Befragten komplett ohne Bewegung.

Für die Psyche so gut wie Sport: Yoga und Tai Chi

Der Zusammenhang zeigte sich auch bei Teilnehmern, die eine Depressionsdiagnose angaben. Solche hatten ohne Sport rund elf Tage mit schlechter Stimmung, mit Bewegung waren es etwas mehr als sieben. In absoluten Tagen (3,75) war der Effekt hier größer, relativ betrachtet jedoch geringer als bei Nichtdepressiven.

Fassten die Forscher die einzelnen Aktivitäten in acht Kategorien zusammen, dann war der Effekt für Mannschaftssportarten und Radfahren am stärksten (22 Prozent weniger schlimme Tage), gefolgt von Aerobic und Gymnastik (–20 Prozent). Selbst regelmäßiges Gärtnern zu Hause schlug mit einer Reduktion von rund 10 Prozent zu Buche. Eine deutliche Reduktion fanden die Forscher zudem für geistig-körperliche Aktivitäten wie Yoga und Tai Chi (–23 Prozent).

Schließlich verglichen sie diese Effekte mit anderen Faktoren. Körperliche Aktivität zeigt demnach einen größeren Zusammenhang mit dem psychischen Wohlbefinden als ein Hochschulabschluss (18 Prozent weniger miese Tage) und ist mit dem zusätzlichen Wohlbefinden bei einem über 25.000 Dollar höheren Einkommen vergleichbar.

„Es ist plausibel, dass diese Zusammenhänge kausal sind“, schreiben die Forscher um Chekroud und verweisen auf Interventionsstudien, in denen für körperliche Aktivität ein günstiger Einfluss auf die Psyche gezeigt werden konnte. Da es sich hier aber nicht um eine Interventionsstudie handelt und die Befragten nicht an Bewegungsprogrammen teilgenommen haben, könnten auch inverse Kausalitäten am Werke sein.

So lassen sich Depressive nun einmal kaum für Sport begeistern, auch ist körperliche Aktivität in den USA vor allem ein Mittel- und Oberschichtenphänomen. Genauso plausibel erscheint es also, dass gut gelaunte und halbwegs anständig verdienende Menschen eher körperlich aktiv sind, weil sie die Zeit, die Motivation und das geeignete Umfeld dafür haben.

Möglicherweise – und das geben auch die Studienautoren zu bedenken – trifft beides zu: Körperliche Inaktivität könnte sowohl ein Symptom einer schlechten psychischen Gesundheit als auch ein kausaler, die Symptome noch verstärkender Faktor sein, wohingegen Sport die Resilienz gegen psychische Probleme vielleicht steigert.

Zu denken geben auch die U-Kurven, nach denen viel Sport der psychischen Gesundheit abträglich zu sein scheint. Dies könnte daran liegen, dass unter den besonders aktiven Sportlern viele sind, die damit übermäßigen psychischen Stress abbauen wollen oder bei denen der Sport bereits zwanghaft geworden ist.

Psychische Belastungs­situationen steigern das Herzinfarktrisiko auch bei Gesunden

Artikel vom 28.09.2018

Düsseldorf – Emotional enorm aufwühlende Ereignisse steigern das Herzinfarktrisiko nicht nur bei Patienten mit bereits bestehender koronarer Herzerkrankung, sondern auch bei Patienten ohne nachgewiesene Vorerkrankung an den Herzkranzgefäßen. Der stressbedingte Herzinfarkt wird dabei vor allem von emotionalen Belastungen ausgelöst, die durch zwischenmenschliche Probleme entstanden sind. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung (DGK) im Vorfeld der DGK-Herztage im Oktober in Berlin.

Emotionale Stresssituationen führen zu einer Alarmreaktion des Körpers: Die Stress­hormone und das sympathische Nervensystem werden aktiviert. Unter anderem steigt die Herzleistung an und der Herzmuskel benötigt mehr Sauerstoff. Herzmuskel und Gefäße werden stark belastet, denn die Gefäße verengen sich als Reaktion auf die Stresssituation und der Blutdruck steigt. „All diese Faktoren zusammen und viele andere zelluläre Phänomene erklären gut, warum es bei Stress leichter zu einem Herzinfarkt kommen kann. Das betrifft besonders häufig die Patienten, die schon eine bestehende koronare Herzkrankheit haben, aber es kann auch Menschen betreffen, die keine nennenswerte Erkrankung an den Herzgefäßen haben“, erläuterte der Präsident der Fachgesellschaft, Hugo Katus. 

Während sich die akute Behandlung stressbedingter Herzinfarkte laut der Fachgesell­schaft nicht von der typischer Herzinfarkte unterscheidet, sollten Fachärzte die auslösenden psychosomatischen Faktoren insbesondere bei der Nachsorge der Betroffenen nicht außer Acht lassen, damit sie entsprechende Maßnahmen zur Stressreduktion vornehmen können. Welche das sind, hänge von den individuellen Bedürfnissen des Einzelnen ab.

„Die einen bauen Stress ab, indem sie sich körperlich betätigen. Diesen Patienten raten wir dann zu sportlichen Aktivitäten, während andere Patienten eher Ruhe benötigen. Besonders beliebt sind derzeit Tai Chi, Chi Gong oder achtsamkeitsbasierte Verfahren als Entspannungstechniken. Vielen hilft aber auch einfach das Lesen eines Buchs“, erläutert Christiane Waller, Sprecherin der DGK-Arbeitsgruppe Psychosoziale Kardiologie. © hil/aerzteblatt.de

Mehr Ausgaben zur Gesundheitsförderung und Prävention

Artikel vom 14.12.2018

Die gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr 8,1 Millionen Menschen mit präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen erreicht. Das sind nach eigenen Angaben so viele wie nie zuvor. Doch es gibt auch Lücken.

BERLIN. Mit insgesamt 520 Millionen Euro unterstützten die Krankenkassen im vergangenen Jahr die verschiedenen Präventionsbereiche. Das entspricht 7,18 Euro je Versicherten, wie der GKV-Spitzenverband und der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) zum aktuellen Präventionsbericht 2018 berichten. Damit haben die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr ihre Ausgaben für Prävention und Gesundheitsförderung um einen Cent über die vorgegebene Marke von 7,17 Euro pro Versicherten gehievt.

Den größten Zuwachs hierbei gab es dem Bericht zufolge 2017 bei Maßnahmen – hier vor allem Bewegungs- und Ernährungsangebote – in Lebenswelten wie Kindertagesstätten, Schulen und in Stadtteilen. 4,5 Millionen Menschen – rund 1,1 Millionen Versicherte mehr als 2016 – seien über 40.000 Lebensweltprojekte erreicht worden. Das entspricht einem Plus von 36 Prozent mehr Personen und 12 Prozent mehr Settings als im Vorjahr. Grundschulen (28 Prozent), Kitas (27 Prozent) und weiterführende Schulen (27 Prozent) sind dabei die dominierenden Settings. Die Zahl der Maßnahmen etwa in Hochschulen (123) oder Krankenhäusern (81) fallen bei Angeboten statistisch nicht ins Gewicht. Insgesamt wurden in diesem Bereich 153,2 Millionen Euro ausgegeben.

Die 153,2 Millionen Euro entsprechen rund 2,12 Euro je Versicherten. Damit erreichen die Kassen – anders als noch 2016 –  die gesetzliche Vorgabe von zwei Euro je Versicherten.

Vor allem große Firmen nutzen Präventionsangebote

GKV-Spitzenverband und MDS heben auch in ihrer Mitteilung die betriebliche Gesundheitsförderung mit Ausgaben in Höhe von 158 Millionen Euro hervor, 6,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die gesetzliche Zielmarke, in diesem Setting mindestens 2,05 Euro je Versicherten zu investieren, wurde um 14 Cent je Versicherten übertroffen.

Rund 1,85 Millionen Beschäftigte wurden über die betriebliche Gesundheitsförderung in 18.000 Betrieben erreicht. Das seien ein Drittel mehr Firmen als 2016. Am häufigsten nutzten laut Bericht Betriebe mit 100 bis unter 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Krankenkassenunterstützung bei der betrieblichen Gesundheitsförderung. Kleinere Unternehmen mit unter 50 Beschäftigten und Kleinstunternehmen mit unter zehn Beschäftigten seien insgesamt zu einem Fünftel vertreten.

Mit 33 Prozent der erreichten Betriebe dominiert das verarbeitende Gewerbe. Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen machen einen Anteil von 13 Prozent aus.

Nach wie vor der größte Kostenblock ist die individuelle, verhaltensbezogene Prävention. Mit knapp 208 Millionen Euro sind die Ausgaben hierfür aber erstmals um drei Millionen im Vergleich zu 2016 gesunken. Die Zahl der Kursteilnahmen blieb mit 1,67 Millionen praktisch unverändert.

Bei 70 Prozent der Kurse stehen Bewegungsangebote im Vordergrund, 26 Prozent der Kurse widmen sich dem Stressmanagement – von autogenem Training bis Tai Chi. Die Themen Ernährung oder Suchtmittelkonsum bleiben randständig. 81 Prozent der Teilnehmer waren Frauen.

Prävention in Pflegeeinrichtungen noch im Aufbau

Erstmals dokumentiert der Kassen-Bericht eigens Prävention in stationären Pflegeheimen. Für passende Präventionsmaßnahmen – Handlungsfelder waren hier Ernährung, körperliche Aktivität, Stärkung kognitiver Ressourcen, psychosoziale Gesundheit und Gewaltprävention – gaben die Pflegekassen 2017 rund 8,51 Millionen Euro aus. Das sei nahezu doppelt so viel wie im Vorjahr, heißt es in der Mitteilung.

 Besonderen Anklang bei den Heimbewohnern hätten, so der Bericht, „Angebote zur Mobilitätsförderung in Verknüpfung mit sozialer Aktivität“ gefunden. Allerdings sei der Ausgabenrichtwert von 0,31 Euro je Versicherten mit tatsächlichinvestierten 0,12 Euro noch nicht erreicht worden. (fst/run)

Tai Chi – Fitness und Entspannung aus Fernost

Tai Chi wirkt als Fitnesstraining und als Entspannungsübung. Umso besser, dass man das „Schattenboxen“ schnell erlernen und fast überall praktizieren kann – egal ob in einer Gruppe oder allein.

Frühmorgens auf Plätzen und in Parks: Menschen versammeln sich und führen Bewegungen mit einer meditativen Langsamkeit aus. Dabei nehmen die Personen verschiedene Haltungen ein, die fließend, aber immer in Zeitlupentempo ineinander übergehen. In China hat Tai Chi nach wie vor Volkssport-Charakter. Dort lässt sich überall beobachten, wie die Menschen in der Öffentlichkeit die traditionellen Fitness-Übungen praktizieren.

Aber auch hier wächst die Zahl der Anhänger der Sportart, die hierzulande auch als Schattenboxen bekannt ist. Und dafür gibt es gute Gründe:

  • Stressbewältigung und Entspannung
    Die Konzentration auf die langsamen, fließenden Bewegungen wirkt entspannend. Stress und Alltagshektik verflüchtigen sich. Die meditative Langsamkeit, ohne die man die Übungen gar nicht ausführen kann, hilft die innere Ruhe wieder zu finden. Aus diesem Grund zählt Tai Chi zu den anerkannten Stressbewältigungsmethoden.
  • Stärkung des Bindegewebes, Schonung der Gelenke
    Die sanften Übungen, die sich praktisch ohne besonderen Kraftaufwand durchführen lassen, stärken Muskeln und Bindegewebe. Das konnte eine Studie der Western Reserve University in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio nachweisen: Demnach führt schon ein leichtes, tägliches Training unter Anleitung nach zehn Wochen zu einer deutlichen Verbesserung. Denn die Kräftigung des Bindegewebes entlastet die Gelenke. Davon profitieren im Prinzip alle Menschen, besonders jedoch Patienten mit Arthritis. Die bei dieser Erkrankung typischerweise auftretenden Gelenkschmerzen nahmen infolge des Trainings deutlich ab. Eine ähnliche Untersuchung der University of North Carolina in Chapel Hill kam zu vergleichbaren Ergebnissen.
  • Größere Beweglichkeit, bessere Balance
    Auch Beweglichkeit und Balance lassen sich mit Hilfe von Tai Chi-Übungen trainieren. Den Beweis dafür erbrachten Forscher von der Nationalen Chungnam-Universität in Korea. Freiwillige aus einem Seniorenheim stürzten während einer zwölfwöchigen Trainingsphase deutlich seltener als eine Kontrollgruppe, die keinen Tai Chi-Unterricht erhielt.

Zwar ist Tai Chi kein Kraft- beziehungsweise Muskelaufbautraining. Dennoch steht zweifelsfrei fest: Die langsamen Tai Chi-Übungen stärken einerseits Muskelgruppen, Sehnen und Gelenke. Andererseits kräftigen sie ganz allgemein das Körpergefühl – und damit auch das Selbstvertrauen.

Dabei ist Tai Chi ausgesprochen einfach zu praktizieren und zu erlernen. Man braucht dafür keine besondere Ausrüstung. Im Prinzip reicht gewöhnliche bequeme Kleidung aus, zum Beispiel eine Jogginghose oder eine Leggings sowie ein T-Shirt. Für die Füße genügen Schuhe mit flacher, dünner Sohle, etwa Sneakers oder Hallen-Turnschuhe – je nachdem, wo man trainiert. Zu Hause können Sie die Übungen selbstverständlich auch barfuß ausführen.

Überall möglich…

Der Platzbedarf für Tai Chi-Übungen ist minimal, schließlich führt man sie im Stehen aus. Ein regelmäßiges Training ist daher auch in der kleinsten Wohnung oder in einem Hotelzimmer möglich.

… und schnell erlernt

Um schneller in den Fluss der Tai Chi-Bewegungen hineinzufinden, ist es jedoch sinnvoll, einen Einführungskurs zu belegen. Das bieten neben den meisten Fitness-Studios auch viele Volkshochschulen an. Unabhängig davon gilt: Wer – zum Beispiel aus Termingründen – keinen Kurs belegen kann, kann die Übungen auch anhand von Videos oder Büchern erlernen.

Den optimalen Effekt erreichen Sie übrigens, wenn Sie die Übungen täglich ausführen. Daher gilt beim Tai Chi noch mehr als bei allen anderen Sportarten. Es kommt nicht auf die Länge der Trainingseinheit an, sondern auf die Häufigkeit. Sinnvoll ist es da allemal, eine praktische Anleitung für zu Hause zu haben. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist der Ratgeber „Bewegte Stille – Energie in Minuten mit Taiji-Qigong“ von Jürgen Ryzek, erschienen bei der Schlüterschen Verlagsgesellschaft. Denn das Buch liefert neben den Beschreibungen in Wort und Bild auch ein Schrittdiagramm, wie man es vom Tanzunterricht her kennt.

Weiterführende Informationen

Mehr über Tai Chi – und über die Entspannungstechnik Yoga – erfahren Sie in unserem Ratgeber Asiatische Entspannungsmethoden.

Über Komplementärmedizin sprechen Patienten selten

Artikel vom 31.03.2016

Patienten erwähnen ihren Hausärzten gegenüber kaum alternative und komplementäre Heilmethoden – hauptsächlich, weil sie dies nicht für relevant erachten oder die Ärzte nicht danach fragen.

MINNEAPOLIS. Nach Schätzungen verwendet ein Drittel bis die Hälfte aller Erwachsenen alternative oder komplementäre Therapien. Dazu werden oft auch nichtmedikamentöse Verfahren wie Yoga und Meditation gezählt. Bisherige Untersuchungen haben ergeben, dass viele Patienten darüber nicht mit ihren Hausärzten sprechen.

Dies kann jedoch sehr wichtig sein, vor allem, wenn Patienten Präparate aus dem alternativen Spektrum einnehmen, die Nebenwirkungen haben oder mit Medikamenten interagieren.

Am ehesten erwähnen Patienten die Komplementärmedizin, wenn sie von Hausärzten eine Akupunktur oder Massage verordnet bekommen wollen, erläutern Gesundheitsforscher um Dr. Judy Jou und Dr. Pamela Johnson von der Universität in Minneapolis (JAMA Intern med 2016, online 21. März).

Bisher sei man davon ausgegangen, dass Patienten beim Thema Alternativ- und Komplementärmedizin zurückhaltend sind, weil sie befürchten, dass Hausärzte dem eher ablehnend gegenüberstehen und von einer Anwendung abraten. S

olche Befürchtungen sind nach den Resultaten eines US-amerikanischen Gesundheitssurveys aber nur selten der Grund. Vielmehr gehen die Patienten davon aus, dass das Thema für den Arztbesuch nicht relevant ist oder den Hausarzt schlicht nichts angeht.

„Der Arzt hat nicht danach gefragt“

An dem National Health Interview Survey (NHIS) hatten im Jahr 2012 mehr als 100.000 US-Amerikaner teilgenommen. Davon füllten rund 34.500 Erwachsene auch den Fragebogen zur Komplementärmedizin aus.

Knapp 30 Prozent derjenigen, die einen Hausarzt hatten, gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten alternative und komplementäre Methoden verwendet zu haben. Fast die Hälfte dieser Patienten (42 Prozent) hatte ihrem Hausarzt aber nichts davon erzählt.

Die Befragten konnten zwischen acht verschiedenen Gründen für die Zurückhaltung wählen. „Der Arzt hat nicht danach gefragt“, war die am häufigsten genannte Ursache (57 Prozent). Auf Platz zwei folgte „Ich ging davon aus, dass es der Arzt nicht wissen muss“ mit 46 Prozent.

„Ich verwendete zu diesem Zeitpunkt keine alternativen oder komplementären Heilmethoden“, bestätigten 26 Prozent.

Ärzte sollten Themen ansprechen

Knapp 8 Prozent waren davon überzeugt, dass der Arzt sich mit den alternativen Verfahren nicht auskannte, nur 3 Prozent befürchteten eine negative Reaktion oder vermuteten, dass der Hausarzt ihnen die Therapie ausreden würde. Bei 2 Prozent hatte der Hausarzt schon einmal von einer alternativen oder komplementären Methode abgeraten.

Von den Patienten, die mit ihrem Arzt über alternative Verfahren gesprochen hatten, nannten 75 Prozent Kräuterpräparate und Nahrungsergänzungsmittel, 61 Prozent erwähnten einen Chiropraktiker oder Osteopathen; ähnlich viele sprachen über spezielle Diäten, Akupunktur und Homöopathie. Nur rund ein Drittel erwähnte Yoga, Tai Chi oder Meditation.

Fazit der US-Forscher: Ärzte sollten das Thema Alternativ- und Komplementärmedizin häufiger ansprechen – die Patienten haben hiermit wenige Berührungsängste.

Wissen die Ärzte über alternative Heilmethoden ihrer Patienten Bescheid, könne dies nicht nur das Risiko von Medikamenteninteraktionen minimieren, sondern auch die Prognose verbessen, sofern die unterschiedlichen Methoden besser koordiniert und in das Therapiekonzept eingebunden werden.

Tai Chi hilft

Artikel vom 16.09.2015

ROM. Bei Arthrose des Kniegelenks ist ein dreimonatiges Tai Chi-Programm ähnlich effektiv wie konventionelle Physiotherapie. Das hat eine randomisierte Studie ergeben, die beim europäischen Rheumatologenkongress (EULAR) in Rom vorgestellt wurde.

Nach Angaben der Studienärzte, die aus drei großen Kliniken im Nordosten der USA kommen, handelt es sich um die erste randomisierte Studie zu dieser Thematik. Die Studie war einfach verblindet: Die Ärzte, die die klinische Auswertung vornahmen, wussten nicht, in welcher Gruppe die insgesamt 204 Patienten waren.

Die Therapie: Tai Chi-Übungen im klassischen Yang-Stil zweimal die Woche für zwölf Wochen oder Physiotherapie der gleichen zeitlichen Intensität für sechs Wochen, gefolgt von weiteren sechs Wochen Heimtraining, dessen Umsetzung streng kontrolliert wurde.

Primärer Endpunkt war der Schmerz auf einer WOMAC-Skala nach zwölf Wochen. Zu den sekundären Endpunkten zählten die Gelenkfunktion nach WOMAC sowie Scores zu Depression, globaler Selbsteinschätzung der Patienten (PGA) und Lebensqualität (SF-36), außerdem zwei Gehtests.

Am Ende gab es nur wenige Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Sowohl Tai Chi als auch Physiotherapie brachten signifikante Schmerzminderung im WOMAC-Score (primärer Endpunkt).

Einen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen gab es nicht. Auch Gelenkfunktion, globale Selbsteinschätzung der Patienten sowie die Gehtests besserten sich in beiden Gruppen in ähnlichem Umfang und jeweils anhaltend über den zwölfwöchigen Studienzeitraum.

In zwei sekundären Endpunkten gab es allerdings statistisch signifikante Unterschiede zugunsten des Tai Chi. So gewannen die Patienten mit Tai Chi-Training gemäß SF-36-Skala stärker an Lebensqualität als die Patienten in der Physiotherapiegruppe.

Und auch der Depressions-Score verbesserte sich bei Tai Chi-Training stärker. Insgesamt könne Tai Chi bei Kniearthrose daher uneingeschränkt empfohlen werden, betonte Studienleiter Chenchen Wang vom Tufts Medical Center. (gvg)

Prävention und Rehabilitation bei der BAHN-BKK: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Die chinesische Medizin ist keine Konkurrenz für die Schulmedizin. Bei vielen Erkrankungen kann die zeitgemäße und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) alternativ oder ergänzend zur sogenannten „westlichen Schulmedizin“ Linderung und Heilung schaffen. Sie bietet unterschiedliche Methoden zur Prävention und Rehabilitation. Beugen Sie Krankheiten also auf eine sanfte Weise vor und kehren nach einer Krankheit schnell wieder in den Alltag zurück.

Naturheilkunde ergänzt die Rheuma-Therapie

Artikel vom 05.08.2015

BERLIN. In Deutschland haben etwa 1,5 Millionen Menschen eine entzündlich-rheumatische Krankheit wie Rheumatoide Arthritis (RA). „Neben der medikamentösen Therapie fragen uns diese Patienten immer häufiger nach Verfahren der Naturheilkunde und Komplementärmedizin“, sagt Professor Andreas Michalsen, Immanuel Krankenhaus in Berlin.

„Am häufigsten wenden wir derzeit die Fastentherapie bei RA an“, so Michalsen in einer Mitteilung vorab zum Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) im September in Bremen.

Heilfasten unterstütze nachweislich die medikamentöse Therapie entzündlicher Prozesse. Voraussetzung sei eine Fastendauer von sieben bis zehn Tagen etwa einmal pro Jahr. Ob auch kürzere Fastenzeiten oder Intervallfasten an ein oder zwei Tagen pro Woche ausreichen, sei derzeit Thema mehrerer Studien.

Einige Ärzte empfehlen pflanzliche Mittel wie Ingwer, Grünen Tee, Granatapfel, Walnüsse oder Leinsamen.

„Grundlagenstudien zeigen zwar entzündungshemmende Effekte für diese Nahrungsmittel, aber bei RA konnte die Wirksamkeit bisher nicht belegt werden“, so Michalsen. Nebenwirkungen bei Langzeitgebrauch seien aber nicht geprüft worden.

Milder Effekt für Borretsch- und Nachtkerzenöl belegt

Die Studien zeigten einen milden Effekt für Borretsch- und Nachtkerzenöl und für Katzenkralle. Für eine asiatische Pflanze, die Wilfords 3-Flügelfrucht, liegen gute Daten für deren Wirksamkeit bei RA vor. Allerdings hat diese Pflanze auch erhebliche Nebenwirkungen.

Auch bei anderen chinesischen Kräutern rät Michalsen zur Vorsicht. Denn oftmals ist die Qualität der Arzneipflanzen nicht gesichert. Ein früherer Skandal mit Nierenschädigungen durch chinesische Kräuter in Belgien war jedoch durch eine Verwechslung von Pflanzennamen bedingt.

Ebenso zurückhaltend bewertet Michalsen die Homöopathie aufgrund mangelnder Beweise. Nebenwirkungen seien hier aber in der Regel nicht zu befürchten.

Als Folge des Placebo-Effekts kann sie im Einzelfall die Schmerzen lindern.

Einen empirisch gut gestützten Stellenwert habe die Kneipp’sche Hydrotherapie. Auch mit der sogenannten Mind-Body-Medizin lassen sich Schmerzen reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Im Mittelpunkt stehen Stressreduktion, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen wie Yoga oder Tai Chi.

„Allein, dass Betroffene sich selbstwirksam mit ihrem Körper beschäftigen, führt oft zu einem gesünderen Lebensstil“, erläutert der Internist. Es liegen jedoch bislang nur Daten aus ersten kleineren randomisierten Studien vor. (eb)

Tai-Chi: Dem Stress entgegenwirken

Tai-Chi stammt ursprünglich aus der chinesischen Kampfkunst und steigert durch natürliche, entspannte, lockere und fließende Bewegungen die Ruhe und innere Ausgeglichenheit. Es handelt sich um ein Entspannungsverfahren aus China, dessen Wirksamkeit erwiesen ist. Tai-Chi hilft bei Stress, Nervosität, Schlafstörungen und psychosomatischen Störungen.

Bewegung hilft bei Kniegelenkarthrose am meisten

Artikel vom 01.04.2014

In der Behandlung von Patienten mit Kniegelenkarthrosen gibt es neue Leitlinien. Die Bewegung führt demnach die Liste der wirksamen Therapien an.

Bewegung führt demnach die Liste der wirksamen Therapien an. Die Empfehlungen tragen erstmals unterschiedlichen Patientencharakteristika Rechnung.

„Das Krankheitsbild der Arthrose variiert nicht nur in seiner anatomischen Manifestation, sondern auch in den Besonderheiten der Patienten, die daran erkranken“, betonte Dr. Timothy McAlindon, Boston, Vorsitzender der Expertenkommission, die die neuen Leitlinien zur nicht-operativen Behandlung der Kniegelenkarthrose erarbeitet hat. Ziel müsse daher ein deutlich individuelleres Herangehen sein, als das bisher der Fall war.

Die Empfehlungen unterscheiden vier Patiententypen (Osteoarthr Cartilage 2014; 22: 363-388):

– Patienten, die „nur“ an einer Kniegelenkarthrose leiden,

– Patienten mit Gonarthrose sowie weiteren gesundheitlichen Problemen wie Diabetes, hohem Blutdruck und kardiovaskulären Erkrankungen,

– Patienten mit Arthrose am Kniegelenk und gleichzeitig an anderen Gelenken, zum Beispiel an Hüfte, Wirbelsäule oder Händen,

– Patienten mit Arthrose an multiplen Gelenken sowie mit anderen gesundheitlichen Problemen.

Die Autoren haben eine Liste von Kernmaßnahmen erstellt, die allen Patienten empfohlen werden können. Geordnet nach Wirksamkeit sind dies (in absteigender Reihenfolge): Bewegungsmaßnahmen zu Lande (etwa Spazierengehen), Gewichtsmanagement, Krafttraining und Wassergymnastik, gefolgt von Selbstmanagement und Patientenedukation.

Schlichtes Spazierengehen steht für die Leitlinienautoren ganz im Vordergrund: „Auch wenn das für Patienten mit Schmerzen oft wenig einleuchtend klingt: Die Arthrosebeschwerden lassen sich damit erheblich bessern“, sagte OARSI-Mitglied Dr. Jeffrey Katz.

Gerade Patienten mit chronischen Begleiterkrankungen profitieren von der körperlichen Aktivität, so der Orthopäde vom Brigham and Women’s Hospital in Boston. Unter den Bewegungsmaßnahmen wird neuerdings auch Tai Chi ausdrücklich empfohlen.

5-prozentiger Gewichtsverlust innerhalb von 20 Wochen

Spezifische Angaben machen die Experten unter anderem zum Gewichtsmanagement: So ist zur Besserung von Arthrosebeschwerden ein 5-prozentiger Gewichtsverlust innerhalb von 20 Wochen erforderlich.

Für Gonarthrosepatienten ohne weitere Gesundheitsprobleme werden zusätzlich biomechanische Maßnahmen wie Knieorthesen oder Gehstöcke empfohlen; aber auch Kortikosteroidinjektionen ins Gelenk, topisches Capsaicin und erstmals auch der SNRI (Serotoninwiederaufnahmehemmer) Duloxetin erhielten für diese Patientengruppe ein positives Votum („appropriate“).

Duloxetin gilt als geeignet für Patienten ohne Begleiterkrankungen und solche mit Multigelenk-Arthrosen. Auch für den Einsatz von NSAR sprachen sich die Experten aus, wobei topischen Präparaten bessere Verträglichkeit attestiert wird als oralen NSAR.

Als ungeeignet für alle Kniearthrosepatienten wurden dagegen elektromedizinische Verfahren wie TENS (transkutane neuromuskuläre Elektrostimulation) eingestuft, ebenso das Bisphosphonat Risedronat. Laut OARSI sind ferner Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitin und Glucosamin ungeeignet, um den Krankheitsprogress aufzuhalten.

Malus für transdermale Opioide

Gegenüber der letzten Leitlinienfassung abgestuft wurden Paracetamol sowie transdermale Opioide. Aufgrund zunehmender Sicherheitsbedenken erhielten diese nun erstmals einen Malus („uncertain“). Im Falle der transdermalen Opioide bezieht sich dies auf alle Gonarthrosepatienten, bei Paracetamol nur auf diejenigen mit Komorbiditäten.

Ebenfalls neu in den OARSI-Leitlinien: die Empfehlung für die Balneotherapie. Als solche gelten Warmwasserbäder mit darin gelösten Mineralsalzen. Die Autoren befürworten den Einsatz bei Patienten mit Multigelenk-Arthrose und gleichzeitig vorliegenden Begleiterkrankungen. Diese hätten ohnehin nicht viele andere therapeutische Möglichkeiten, so die Experten.

Wer in dem Regelwerk die ganz große Überraschung sucht, wird enttäuscht sein; dies räumte auch Erstautor McAlindon ein. Die vorliegenden Empfehlungen beschränken sich notgedrungen immer noch auf die Ziele „Schmerz- und Symptomreduktion“. Dringend benötigt würden dagegen krankheitsmodfizierende Therapien, mit denen sich eine echte Kehrtwende im Arthrosegeschehen erzielen lässt. (eo)

Locker vom Hocker!

Artikel vom 09.07.2013

Niemand bleibt mehr auf der Strecke. Wer im fortgeschrittenen Alter etwas dafür tun will, um noch lange ohne Treppenlift ins Obergeschoss zu kommen, hat heute viele Möglichkeiten. Sportvereine, Fitness-Studios und Volkshochschulen stellen sich auf die besonderen Bedürfnisse alter Menschen ein.

Selbst wer das Kapitel „Sport“ bereits abgehakt hat, muss nach einem gut vorbereiteten Neueinstieg kein erhöhtes Verletzungsrisiko fürchten, wie eine kanadische Studie jetzt gezeigt hat. Unter Beachtung altersspezifischer Sicherheitsregeln ist das Verletzungsrisiko mit 69 nicht höher als mit 29.

Und mehr noch: Sportmediziner und Geriater sehen im Seniorentraining eine effektive Maßnahme zur Sturzprävention im Alltag.

Besonders geeignet erscheint eine Kombination aus Gleichgewichts- und Krafttraining. Der Geriater Dr. Joachim Zeeh aus Meiningen empfiehlt zur Verbesserung von Körperbewusstsein und Körperkontrolle zudem Tai-Chi und Tanzen.

Wer mit regelmäßigen Wanderungen dann noch für ein bisschen Ausdauer sorgt, hat wirklich alles getan, um lange am aktiven Leben teilzunehmen. Dass sich Bewegung in jeder Situation lohnt, demonstrieren Altenheimbewohner. Auch sie konnten ihr Sturzrisiko durch geeignete Bewegung um 40 Prozent reduzieren.

Fibromyalgie-Patienten: Keine eingebildeten Kranken

Artikel vom 14.10.2012

BOCHUM (kat). Vielen Rheumatologen geht es wie dem britischen Arzt Sir William Osler: Sie würden gern zur Hintertür hinausgehen, wenn ein Fibromyalgie-Patient das Sprechzimmer betritt.

Dies liege nicht zuletzt an vielen Vorurteilen und wenigen Behandlungserfolgen, so Professor Ernest Choy, Universität Cardiff.

Patienten mit Fibromyalgie werden oft als eingebildete Kranke abgestempelt. Zu Unrecht, denn: „Auch andere rheumatische Erkrankungen zeigen einen uneinheitlichen Phänotyp mit entsprechend variablem Ansprechen auf die Therapie,“ erläuterte Choy beim Rheumatologen-Kongress in Bochum.

Veränderte Schmerzwahrnehmung

Auf jeden Fall beweist die moderne Bildgebung, dass Betroffene eine veränderte Schmerzwahrnehmung haben.

Laut Choy geht man heute davon aus, dass dieses weit verbreitete chronische Schmerzsyndrom durch einen Mangel an erholsamem Schlaf ausgelöst wird.

Dies führe zu den in der modernen funktionellen Bildgebung nachweisbaren Veränderungen wie einer reduzierten neuronalen Aktivität im rostralen anterioren Gyrus cinguli oder einer geringeren Dichte an μ-Opioid-Rezeptoren im rechten dorsalen anterioren Gyrus cinguli.

Die Modulation der deszendierenden Schmerzbahnen ist verändert, was zu einer höheren Schmerzsensibilität, insbesondere an den Triggerpunkten, führt.

Ziel der Therapie ist es, dem Patienten Strategien an die Hand zu geben, mit seiner Krankheit besser und aktiver umzugehen.

Daher sind gemäß neuer S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie Bewegungstherapie und aktivierende Psychotherapie die Kernelemente einer evidenzbasierten Fibromyalgie-Therapie.

Kognitive Verhaltenstherapie empfohlen

Ein individuell angepasstes Ausdauer- und Krafttraining hat sich als besonders effektiv erwiesen, wie Professor Wolfgang Eich, Universitätsklinikum Heidelberg, berichtete.

Idealerweise sollte das Bewegungstraining mit Entspannungs- und Psychotherapieverfahren (z. B. kognitive Verhaltenstherapie) kombiniert werden, welche die Selbstwirksamkeit steigern. Natürlicherweise ist beides bei Tai Chi und Yoga miteinander verbunden.

Die nicht-pharmakologischen Maßnahmen sollten um pharmakologische ergänzt werden. Als nicht für die Fibromyalgie-Therapie geeignet werden in der S3-Leitlinie entzündungshemmende Schmerzmittel, Opioide und Cannabinoide eingestuft.

Bestimmte Antidepressiva können zeitlich begrenzt und niedrig dosiert, also in einer Dosis, in der sie schmerz- und nicht stimmungsmodifizierend wirken, sinnvoll sein.

Niemand bleibt mehr auf der Strecke. Wer im fortgeschrittenen Alter etwas dafür tun will, um noch lange ohne Treppenlift ins Obergeschoss zu kommen, hat heute viele Möglichkeiten. Sportvereine, Fitness-Studios und Volkshochschulen stellen sich auf die besonderen Bedürfnisse alter Menschen ein.

Selbst wer das Kapitel „Sport“ bereits abgehakt hat, muss nach einem gut vorbereiteten Neueinstieg kein erhöhtes Verletzungsrisiko fürchten, wie eine kanadische Studie jetzt gezeigt hat. Unter Beachtung altersspezifischer Sicherheitsregeln ist das Verletzungsrisiko mit 69 nicht höher als mit 29.

Und mehr noch: Sportmediziner und Geriater sehen im Seniorentraining eine effektive Maßnahme zur Sturzprävention im Alltag.

Besonders geeignet erscheint eine Kombination aus Gleichgewichts- und Krafttraining. Der Geriater Dr. Joachim Zeeh aus Meiningen empfiehlt zur Verbesserung von Körperbewusstsein und Körperkontrolle zudem Tai-Chi und Tanzen.

Wer mit regelmäßigen Wanderungen dann noch für ein bisschen Ausdauer sorgt, hat wirklich alles getan, um lange am aktiven Leben teilzunehmen. Dass sich Bewegung in jeder Situation lohnt, demonstrieren Altenheimbewohner. Auch sie konnten ihr Sturzrisiko durch geeignete Bewegung um 40 Prozent reduzieren.

Multiple Sklerose: Für MS-Patienten gibt's die Hilfe eines Netzes

Artikel vom 11.06.2008

HAMBURG (nke). Eine immunmodulierende Basistherapie sollte bei Patienten mit Multipler Sklerose früh beginnen und langfristig fortgeführt werden. Vielen Patienten fehlt dafür jedoch die Einsicht und sie brechen die Therapie vorzeitig ab. Ein neues Betreuungsnetz soll dem entgegenwirken.

Bis zu einem Drittel aller MS-Patienten brechen innerhalb der ersten zwölf Monate ihre immunmodulierende Therapie unabhängig vom verwendeten Präparat ab. Die Folgen des Abbruchs sind gesteigerte Krankheitsaktivität mit mehr Schüben, eine Progression der Behinderung und eine Abnahme des Bewegungsspielraums. Einer der Gründe für den Therapie-Abbruch: Vielen Patienten fehlt die Einsicht, dass eine MS-Therapie dauerhaft nötig ist, hat der niedergelassene Neurologe Dr. Wolfgang-Gerhard Elias aus Hamburg berichtet. Die Wirksamkeit der Therapie sei nicht unmittelbar spürbar, Krankheitsschübe seien zwar seltener, aber blieben nicht vollständig aus. Daher müssten die Patienten von Anfang an über die Möglichkeiten und Grenzen der Therapie informiert werden. „Einen gut informierten Patienten kann ich in jeder Phase der Erkrankung in die Therapieentscheidung einbeziehen“, so Elias.

Unterstützung für Menschen mit MS bietet jetzt auch das Betreuungsnetz COPAKTIV der Unternehmen Sanofi-Aventis und Teva. Das Netz soll ihnen beim Umgang mit der Erkrankung helfen, indem es Informationen zu Krankheit und Therapie anbietet sowie Unterstützung in Krisenzeiten ermöglicht. Zum Service gehören eine individuelle Beratung am Telefon, Vor-Ort-Betreuung durch speziell geschulte MS-Schwestern und schriftliches Infomaterial. Darüber hinaus unterstützen Angebote wie Patientenveranstaltungen, das Magazin und eine Internetseite den Erfahrungsaustausch von Patient zu Patient. Ziel ist es dabei auch, die Patienten aktiv in ihre MS-Therapie einzubinden.

Die kontinuierliche Unterstützung trage dazu bei, die Therapietreue und damit auch die Lebensqualität derPatrienten zu verbessern, so Elias bei einer Veranstaltung des Netzes in Hamburg. „Wenn die Patienten verstehen, was gemacht wird, sind sie motiviert und bleiben dabei“, sagte der Neurologe.

Das Internetangebot für Patienten mit Multipler Sklerose gibt es hier: www.aktiv-mit-ms.de

Veranstaltungen für Patienten mit Multipler Sklerose

Bis Juli finden regionale Infoveranstaltungen für MS-Patienten statt, die COPAKTIV-Wochen. Auf dem Programm stehen hierbei außer Fachvorträgen, Erfahrungsberichten anderer Betroffener und praktischen Tipps von MS-Schwestern auch Kurse und Workshops, bei denen MS-Kranke Yoga oder Tai-Chi ausprobieren oder mit dem Thera-Band trainieren können. Die Kurse sind speziell auf die Bedürfnisse von Patienten mit Multipler Sklerose ausgerichtet.

Die Veranstaltungen finden in Zusammenarbeit mit Sanofi-Aventis, Teva und neurologischen Großpraxen sowie Kliniken statt.

Dies liege nicht zuletzt an vielen Vorurteilen und wenigen Behandlungserfolgen, so Professor Ernest Choy, Universität Cardiff.

Patienten mit Fibromyalgie werden oft als eingebildete Kranke abgestempelt. Zu Unrecht, denn: „Auch andere rheumatische Erkrankungen zeigen einen uneinheitlichen Phänotyp mit entsprechend variablem Ansprechen auf die Therapie,“ erläuterte Choy beim Rheumatologen-Kongress in Bochum.

 

Alternativmedizin: Tai Chi verhilft Senioren zu mehr Selbstvertrauen im Alltag

Artikel vom 24.07.2006

Professor Yang Yang von der University of Illinois in Urbana-Champaign, selbst Tai-Chi-Meister, hat in zwei Studien festgestellt, daß alte Menschen schon nach zwei Monaten von einem regelmäßigen Training profitieren. Tai Chi und Qigong sind ursprünglich alte chinesische Kampfkünste, die langsame Bewegungen mit Meditation kombinieren.

Yang und seine Kollegen absolvierten mit ihren 39 Probanden eine Kombination aus Tai Chi und Qigong über einen Zeitraum von sechs Monaten, und zwar an drei Tagen pro Woche. Die Probanden waren im Durchschnitt 80 Jahre alt. Eine Vergleichsgruppe umfaßte 29 Teilnehmer. In Labortests zeigte sich, daß sich sowohl die Balance als auch die Stärke und Standfestigkeit der Teilnehmer nach dem Training erhöht hatte.

Wichtiger noch seien aber die persönlichen Erfahrungen der alten Menschen gewesen, so Yang. „Senioren sagten mir, daß sie nun ihre Socken und ihre Jeans wieder so anziehen könnten, wie sie es von früher gewohnt waren: im Stehen und nicht im Sitzen.“ Eine Frau habe ihm erzählt, daß sie sich nun wieder zutraue, die Treppen bis zu ihrer Dachkammer allein hoch zu steigen. 

Präventionsangebote: Tai-Chi und Qigong - Entspannung auf Chinesisch

Als Ihre Krankenkasse übernehmen wir einen Teil der Kosten für Tai-Chi- und Qigong-Kurse. Der in China beliebte Frühsport entspannt Sie auch hierzulande von Kopf bis Fuß.

Rücken-Fitness: Auch Arzthelferinnen sollten ihrem Rücken Gutes tun

Artikel vom 15.11.2005

Fast jeder hat sich schon einmal mit Rückenschmerzen herumgeplagt. Eine Volkskrankheit, die nicht nur Patienten, sondern auch Arzthelferinnen trifft. Eine Vielzahl von Ursachen kann den Beschwerden zugrunde liegen. Sicherlich spielen auch soziale, psychische und arbeitsplatzbezogene Faktoren eine Rolle.

Was kann die Praxismitarbeiterin tun, um den Rücken zu stärken? Das Angebot ist groß und reicht von der klassischen Medikation, über Rückenschule bis hin zu Entspannungsübungen und Streßbewältigungsstrategien.

Keine Zeit, wird manche Leserin denken. Einfache Strategien der Gesundheitsförderung lassen sich aber auch in den Arbeitsalltag der Praxis einbauen. Rückengerechtes Verhalten beginnt bei der eigenen Achtsamkeit.

Zum Beispiel bei der Arbeit am Computer: Die Beine sollten beim aufrechten Sitzen im rechten Winkel stehen und die Füße den Boden berühren. Die Augen sollten in der Regel auf Höhe der Oberkante des Computerbildschirmes liegen. Einen etwas anderen Monitortest für den optimalen Abstand zum Bildschirm gibt es z.B. unter www.ergonetz.de/bildschirm/

Statt übertriebener Aufmerksamkeit und Bewegungsangst ist kluges und überlegtes Verhalten angesagt – etwa beim Bücken in die Hocke gehen oder der regelmäßige Wechsel von Arbeiten im Stehen und Sitzen. Beim Telefonieren im Stehen haben Sie den Vorteil, daß Sie sich bewußt aufrichten und strecken können.

Telefonate, die im Stehen geführt werden, sind meistens kürzer und effizienter; auch die Stimme klingt freier, weil das Zwerchfell sich entfalten kann. Das früher bekannte Stehpult hat mittlerweile in vielen Betrieben – auch Arztpraxen – wieder Einzug gehalten.

Arzthelferinnen, die überwiegend am Telefon oder im Schreibdienst arbeiten, brauchen rückenfreundliche Voraussetzungen am Arbeitsplatz: der Stuhl sollte den ergonomischen Richtlinien entsprechen, verschiedene Sitzpositionen zulassen und sich auf die Körpergröße einstellen lassen.

Kleine Übungen am Arbeitsplatz sind nötig

Kleine Übungen am Arbeitsplatz lassen sich immer mal wieder einbauen. Schließlich fördert körperliches Fitsein die Arbeitsqualität und hilft, die Fehlerquote zu verringern. Zu Gymnastikübungen zwischendurch können zum Beispiel animierende Bildschirmschoner motivieren. Kleine Aufgaben zum Rückentraining zwischendurch bietet z.B. die Internetadresse www.dak.de/content/dakgesundleben.

Die Präventionsprogramme der Krankenkassen haben alle als zentrale Botschaft „Beweg Dich“. Das heißt, jede Form von Bewegung tut auch dem Rücken tut. Deshalb immer die Treppen statt des Fahrstuhls benutzen. Vielleicht kann man es einrichten, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren oder zumindest in der Mittagspause einen kleinen, aber zügigen Spaziergang zu machen.

Für die Arbeit in der Praxis zwischen Schreibtisch und Wartezimmer gilt die Devise: möglichst in Bewegung bleiben und Haltungswechsel in den Alltag einbauen. Wer viel am Computer sitzt, sollte öfters die Position wechseln. Der Trend, sich alles in bequeme Greifnähe zu stellen, sollte umgekehrt werden.

Besser ist es, Arbeitsmaterial, das man täglich nur wenig benutzt, bewußt weiter weg zu deponieren. Auch der Gang zum Kopierer oder Drucker sollte bewußt zum Aufstehen und zum Bewußtwerden des Rückens genutzt werden.

Arbeitszufriedenheit merkt auch der Rücken

Allerdings: Ein ergonomischer Arbeitsplatz und körperliche Fitneß schützen nicht alleine vor Rückenschmerzen. Nur wenn sich die Arzthelferin auch rundherum wohl fühlt, wird das ihren Rücken stärken. Schließlich ist der Rücken ein Spiegel unserer seelischen Beanspruchung. Arbeitsunzufriedenheit, ein gereiztes und gespanntes Betriebsklima, einseitige Arbeit und psychischer Streß bleiben auch nicht ohne Auswirkungen auf Kopf, Schultern, Nacken und Wirbelsäule.

Innerbetriebliche Gesundheitsförderung ist aber nicht alleine Chefsache. Auch die Praxismitarbeiter müssen mehr Selbstverantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. Nur so werden sie auch glaubwürdig bei der Beratung und Schulung von Patienten.

Ein paar Sportarten, die dem Rücken gut tun: Aquagymnastik, Klettern, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen, Progressive Muskelentspannung, Tai Chi und Yoga.

Arzthelferinnen sollten nach entsprechenden Angeboten bei ihrer Krankenkasse fragen. Vielleicht macht es dann bald so viel Spaß, daß sie sich selbst etwa zum Nordic-Walking-Instructor ausbilden lassen.

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